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Wege in die Vergangenheit
Ich nenne diesen Bericht so, weil ich an diesem Gewässer meine ersten Karpfen gefangen habe und sich im Laufe der Zeit doch viele Dinge verändert haben. Inzwischen müssen wir mit vielen Verboten leben und das einst so tolle Gewässer hat sich in einen See voller schwerer Bedingungen entwickelt.
Wir fuhren 4 Tage vor unserem Ansitz das erste mal los und fütterten reichlich mit Partikelbällen. Wir wollten uns an das Bootsverbot halten und nur wenn es wirklich notwendig werden sollte die Fische vom Boot aus drillen. Die großen Futtermengen sollten uns das krautige Problem etwas vereinfachen und so hofften wir durch ausreichende Mengen Partikel das Geflecht aus unterschiedlichsten Wasserpflanzen etwas aufreißen zu können. Es landeten jeden Tag so um die 30 kg Partikel und Stippfutter auf einer riesigen Fläche direkt vor unserer Ansitzmöglichkeit. Der See führte etwas Hochwasser und die 50-70 cm mehr machten ein normales Camp unmöglich. Wir mussten uns etwas in den nahe gelegenen Wald zurückziehen um dort unsere Zelte aufstellen zu können. Jeden Tag beschäftigten wir uns vor dem Füttern damit und kämpften uns so durch das Unterholz der Uferzone. Endlich war es geschafft, wir hatten einen wirklich kleinen aber akzeptablen Platz ausgehoben und eingeebnet.
Als nun endlich das Füttern vorbei war und wir zum Starten konnten, bauten wir am Folgetag die Zelte auf und ließen die Autos von unseren Freundinnen wieder wegfahren um jegliches Aufsehen am See zu vermeiden. Das Boot wurde zwar aufgeblasen aber wurde im Wald abgetarnt um im Notfalle trotzdem schnell darauf zugreifen zu können.
Beim Auslegen der Montagen in der Dämmerung erkannten wir, dass das Kraut bis wenige Zentimeter unter die Wasseroberfläche stand und unsere Futteraktion nur bedingt Erfolg gebracht hatte. Wir fanden einige Krautlöcher neben den großen Sandbänken und schenkten diesen viel Hoffnung. Maik und ich befischten jeweils eine große Sandbank mit Partikeln und ein kleines Krautloch mit Boilies. Bei mir kamen wieder die beliebten, würzigen Boilies von Starbaits zum Einsatz und selbst gerollte Spicy-Fish-Boilies. Die Montagen lagen perfekt und wir konnten, sobald keine Wasserpflanzen vorhanden waren, bis auf eine Wassertiefe von 2,50m jedes Detail am Grund erkennen. Die PVA-Säcke samt Hakenköder lagen also in Position und die Fallen waren scharf. Wir öffneten zwei Flaschen Hasentöter und genossen die noch junge Nacht. Gegen 11 Uhr wurden wir langsam müde und legten uns ins Bett. Ich hatte kaum die Wathose aus und den Reißverschluss vom Schlafsack zugezogen, da rannte meine Partikelrute los. Der Pieper brüllte sein Lied bis ich es endlich geschafft hatte meine Hose hochzukrempeln und durch das knietiefe Wasser zum Pod zu waten. Ich nahm die Rute hoch und spürte sofort einen Carp. Nach wenigen Sekunden dann die Ernüchterung. Er saß im Kraut und das bombenfest. Sofort schallte der Ruf, welcher nach dem Boot verlangte, zu Maik. Er machte sich sofort auf die Socken und traf wenigen Sekunden später mit dem Gefährt ein. Ein Schwung und Martin saß samt Rute und Kescher im Boot. Der Drill konnte losgehen. Wenige Minuten später war der ersten Karpfen gelandet und wir konnten uns sicher sein, dass an den gefütterten Stellen sicher noch etwas mehr ging. Wir legten uns wieder hin und schliefen keine Stunde bis die eben erst ausgelegte Partikelrute wieder ablief. Volltreffer. Nach dem Anhieb saß der Karpfen und ich fuhr erneut auf den See. Ich konnte den Spiegler sicher über den Kescherrand führen und so den zweiten Fisch der Nacht landen. Es war 3 Uhr früh und es war noch keine Dämmerung zu erahnen als wir uns erneut in die Schlafsäcke legten. Sofort schlief ich ein und erst im Morgengrauen wurde ich das dritte Mal vom ATTs-Pieper geweckt. Auch der Fisch ließ sich leider nur durch das Boot sicher landen und die Bilanz verbesserte sich. Was sollte das nur werden in der ersten Nacht direkt 3 Fische. Wir waren gut gelaunt, trotz dass Maik in der ersten Nacht komplett leer und ohne Aktionen ausging. Am Morgen wurden die Ruten neu beködert und ausgelegt. Jetzt wurden auch die Schnüre abgesenkt, denn bei dem nächtlichen Betrieb sollten wir sonst früher oder später Probleme mit dem Boot bekommen. Der Tag verlief ohne Aktionen und wir konnten den Matsch und die Millionen Mücken genießen. Jeden Tag kamen Annika und Kristin ans Wasser um uns mit aktuellen Neuigkeiten zu versorgen und gelegentlich frisches und warmes Essen mitzubringen. Es kam die Nacht und wir hofften auf Aktionen. Kurz nach 23 Uhr meldete sich der Micron von Maik und am Drill erkannte er sofort das es sich dabei nur um eine Brasse handeln konnte. Aber was für eine… . 6 Pfund und weit über 60 cm sollte die kapitale Dame uns bescheren. Nach dem Auslegen und dem verzweifelten Suchen der Krautlöcher in der stockfinsteren Nacht kam Maik zurück ans Land und wollte sich gerade wieder auf den Weg in den Brolly machen. Da begann das Schauspiel von vorne und er landete noch eine Brasse des Kalibers. Etwas genervt aber nicht ganz unglücklich wurde die Rute erneut ausgelegt.
Früh morgens so gegen 3 Uhr kreischte das Handteil meiner Bissanzeiger los und ich fuhr erneut mit dem Boot raus. Auch diesen Karpfen konnte ich sicher landen und somit die Bilanz auf 4 Fische erhöhen.
Am Morgen danach legten wir die Ruten mit neuen PVA-Säcken neu aus - die Rute mit der ich inzwischen alle Fische gelandet hatte wurde außerdem mit einem neuen D-Rig bestückt um für den besten Hakeffekt zu garantieren. Die PVA-Säcke wurden mit verschiedensten Pellets gefüllt, die dem Karpfen einen riesengroßen Futterteppich vorspielen sollten. Tatsächlich jedoch lagen nicht mehr als 10 Boilies und ein Hakenköder am Spot.
Auch dieser Tag verging in der Zeit des Sonnenscheins ohne Aktionen. Maik konnte nach einem Jahrzehnt am Abend eine Schleie überlisten und freute sich wie ein kleiner Junge. Petri dazu noch mal.
Spät in der Nacht kam dann der erste Biss auf die Uferrute von Maik. Bestückt mit Pralines for Carp rannte die Rute los. Etwas verschlafen und unterkühlt zeigte ich nicht die besten Reaktionen und war zu langsam um Maik beim Drill und dem Beschaffen des Bootes zu helfen. Der Fisch ging verloren und ich fühlte mich echt schuldig. Maik war gefrustet, denn der erste Karpfen für ihn war also nicht auf seiner Matte gelandet. Er brachte die Rute neu raus und wir legten uns wieder in unsere Behausungen. Wenig später meldete sich erneut der Micron für Maiks andere Rute. Ein Fullrun. Ohne zu zögern und mit schlechten Gewissen gab ich Vollgas um diesmal nicht zu patzen. Ab ins Boot, raus auf den See, Karpfen über den Kescherrand und dann auf die Matte. Ein sehr kleiner aber süßer und für Maik wertvoller Fisch. Er war aus dem Schneider und nur das zählte für den Augenblick.
Wir konnten durchschlafen und wachten am letzten Morgen des Ansitzes auf. Regen und viele Wolken prägten den Anblick aus meinem Challenger. Die Motivation bei dem Wetter abzubauen sank auf den Nullpunkt ich lag bei einer Zigarette im Bett und wollte mich nicht bewegen. Wir tranken gemeinsam einen Cappuccino und überredeten und gegenseitig endlich mit dem Abbau zu beginnen.
Fast ungläubig starte ich auf mein Pod als während des Abbaus meine Rute in dem kleinen Krautloch los rannte. Ich zögerte und es vergingen wenige Sekunden bis ich realisierte, dass es meine Rute war und ich doch handeln sollte. Der Fisch saß direkt fest und schlitzte natürlich aus. Schade, der erste in der Liste den ich als verloren anstreichen muss. Als ich mit dem Boot noch auf dem See war und mich gerade darüber ärgerte mich das der Fisch ausschlitzte, sah ich unter mir ein kleines Krautloch und warf schnell die Montage dort hinein. Ich fuhr nicht den kürzesten Weg zurück ans Land und es entstand ein nicht unerheblicher Schnurbogen. Fix noch den Swinger eingehängt und fertig. Wir wollten so oder so in weniger als 60 Minuten die Heimreise antreten. Keine 5 Minuten nach dem Ablegen rannte die Rute erneut los und ich wusste genau, dass es sich um eine Schule mittlerer Fische handeln musste. Der Drill verlief besser und ich konnte einen 15er Spiegler vor die Kamera halten. Schöner Fisch und vor allem weil er so kurz vor der Abfahrt noch im Netz lag.
Wir hatten alles zusammengepackt und schleppten die Taschen den Hang hoch. Oben angekommen wartete bereits meine Freundin auf uns, welche beim Tragen half und uns somit eine Menge Arbeit abnahm.
Kurz um kann ich behaupten an meinem Hausgewässer mal wieder eine erfolgreiche Session hingelegt zu haben. Wir konnten in 3 Nächten 6 Karpfen fangen und hatten dazu noch eine Menge Spaß. Trotz des Reizes, welches neue Gewässer immer wieder auf mich ausüben, sehe ich mich sehr gerne an Seen wie diesem die mich schon lange begleiten.
Danke fürs Lesen….
Martin
Anbei die kleine Serie. :-)




