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Neues Gewässer neue Chancen
Maik und ich planten einen kurzfristigen Ansitz an einem uns noch unbekannten Gewässer, welches wir bisher nur mit einem ausgedehntem Spaziergang erkundet hatten. Der See machte einen sehr interessanten Eindruck und wir favorisierten das gegenüberliegende Schilfufer mit seinen vielen kleinen Buchten und Einschnitten.

Es war Dienstag und wir wollten uns so gegen 14 Uhr bei Maik treffen. Er fuhr bereits mit seiner Taklekarre zum See als ich die letzten Meter auf der Landstraße zurücklegte. Maik wohnt direkt am Gewässer und hat so nur einen sehr kurzen Weg. Ich parkte das Auto am Straßenrand und nun begann das große Schleppen.
Nach einiger Zeit hatten wir es geschafft das Camp komplett aufzubauen und beköderten die Ruten. Ich fischte mit selbstgerollten Boilies sowie Ananasbaits. Maik entschied sich gleich für Bioplasmaboilies welche in kalten Gewässern ganz klar mehr Erfolg versprechen.
Wir schleppten die Montagen an ihre Plätze und es begann das gewohnte Warten. Wir vertrieben uns die Zeit mit etwas Kaffee und dem üblichen Gefachsimpel über Montagen und Köder. Die erste Nacht verlief ohne nennenswerte Aktionen und so konnten wir keinen Fisch überlisten. Die Wetterbedingungen schienen mit der steifen Brise aus Osten nicht optimal und so versuchten wir uns an die Bedingungen etwas anzupassen. Ich legte einer meiner Montagen direkt vor den Füßen ab um das Ufer zu befischen welches dem Wind zugewandt war.
Maik wertete seinen Köderteppich etwas auf und erhoffte sich so ein paar Aktionen.
Ich fuhr mit meiner Freundin am Mittwoch so gegen 12 Uhr für ein paar Stunden nach Leipzig. Ihr Opa feierte 80ten Geburtstag und ich wollte mir nicht erlauben wegen einem Ansitz abzusagen. Ich fuhr also mit ihr hin und gratulierte zum 80ten und wünschte alles Gute. Nach 2 Stückchen Torte und einigen Tassen Kaffee machte ich mich auf den Rückweg.
Nach einer Stunde Fahrt und vielen Schlaglöchern, die der Winter im Asphalt hinterließ, kam ich am Wasser an.
Maik machte inzwischen einen recht geknickten Eindruck und erzählte nur von ein paar Schnurschwimmern und ähnlichen Fehlbissen. Bei mir machte sich Unmut breit und ich machte mir erneut Gedanken wie wir gemeinsam erfolgreich sein könnten. Wir beköderten die Montagen mit etwas PVA neu und fuhren sie sehr dicht an den Schilfgürtel. Stellenweise fischten wir keine 5 Meter vor dem gegenüberliegenden Ufer trotz dass es bis zu den Rutenspitzen mehr als 200 Meter waren. Das Risiko war uns durchaus bewusst, denn auch mit guten Geflecht auf dem Spulenkopf wäre der Fisch in Windeseile im Schilf. Aber lieber einen Fisch verlieren als keinen Biss zu haben, war unsere Devise in dem Augenblick.

Wir bekamen am folgenden Abend einen Wetterwechsel wie im Bilderbuch. Der Himmel verdunkelte sich und der Wind drehte nach einer zweistündigen Phase der windstille auf West. Es wurde dunkel und plötzlich begann die Vorstellung. Wir bekamen innerhalb einer Stunde 7 Bisse und kamen kaum zur Ruhe. Sobald die eine Rute wieder am Platz lag und neu beködert war, lief die nächste ab. Es war ein echtes Schauspiel bis wir zum Höhepunkt einen Doppelrun erleben durften. Zwei Ruten auf gut 200 m Entfernung liefen gleichzeitig los. Maik und ich waren wie im Fieber und drillten was das Zeug hergab. Leider verloren wir von insgesamt 11 Läufen 7 Fische im Schilf und das risikoreiche Fischen verlangte sein Tribut. Am gleichen Abend bekam Maik einen dicken Schnupfen und er schlug vor am nächsten Tag abzubauen. Ich willigte ein, denn wir wollten nur bis Samstag bleiben und am nächsten Tag zeigte der Kalender bereits Freitag an. Maik schlief die ganze Nacht nicht, weil es ihm so schlecht ging und er war trotz der vielen Runs echt froh zu hause zu sein.

Eins konnten wir auf jeden Fall lernen. Oft muss man sich nur an ein Gewässer anpassen und sich mehr Gedanken über das Wann und Wo machen, als über das Wie.

Ein schöner Ansitz neigte sich dem Ende und wir machten mit den gesackten Fischen aus der Vornacht noch einige Bilder. 4 Schöne Karpfen wurden also zum Fotoshooting überredet. Zwar alles keine Riesen, aber wir beide denken in diesen Dingen genau gleich. Fisch ist Fisch und nicht nur die Großen bestätigen uns in unserem Tun.
In diesem Sinne alles Gute und ein erfolgreiches Frühjahr für euch.

