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  3 Tage in der Einöde
 

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3 Tage in der Einöde

 

Es sollte wieder mal für 3 Nächte an mein Hausgewässer gehen. Durch das ewige Hochwasser hat unsere Stelle sehr gelitten und auch das ewige Aufschütten von Erdmaterial hat nicht wirklich viel gebracht. Immer wieder sackte der Boden nach und wir standen quasi mitten im Sumpf. Beim ersten Ansitz dort verwendeten wir noch Wathosen und trugen sie einfach ganztägig, allerdings waren die Temperaturen jetzt nahe den 30 Grad und somit war das keine gute Idee. Wir bewaffneten uns also mit kurzen Hosen und Gummilatschen. Jeder von uns nahm sich noch ein Handtuch mit damit wir uns etwas säubern konnten, bevor wir in den Schlafsack gehen.

 

Schon bei der Ankunft war es schwer, die Zelte im Boden zu verankern, da sich die Heringe immer wieder lösten. Wir arbeiteten an einer Lösung und nach kurzer Zeit standen die Zelte - zwar nicht perfekt, aber sie standen.

 

Ich weihte bei diesem Ansitz mein neues Pod ein. Das Ranger von FOX stand bombenfest im Flachwasser und machte auch als Rod Pod eine sehr gute Figur.

 

Die Ruten wurden in die altbekannten Krautlöcher gelegt und wir fütterten nur mit PVA-Säcken dazu. Wir hatten in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass es effektiver ist mit wenig Futter abseits der großen Bänke zu fischen um so auch erfahrene, ältere und somit größere Karpfen überlisten zu können. Warum? Klar, durch den hohen Befischungsdruck meiden erfahrene Fische die oft stark befischten Bänke und ziehen sich in andere Gebiete zurück. Diese Zonen galt es nun zu beangeln.

 

Ich wählte zwei Krautlöcher von gerade mal 2 Meter Durchmesser und versenkte die Montage. Bei der Mittagssonne konnte ich durch das glasklare Wasser jedes Detail meiner Montage erkennen und war mir sicher, sie lag perfekt.

 

Maik legte seine Ruten ebenfalls an markante Stellen und befischte unter anderem einen überhängenden Baum am Westufer. Um dort hinzukommen musste er die Montage parallel zum Ufer auf einer Länge von circa 100m auslegen, wobei die Schnur keine 10 Meter vom restlichen Uferholz entfernt verlief. Risiko pur, aber was soll es, der Fisch muss auf die Matte.

 

In der ersten Nacht blieben meine Pieper still und Maik konnte ganz im Gegensatz zu mir einige kleinere Karpfen überlisten. Die Rechnung ging also nicht ganz auf. Am nächsten Morgen erneuerten wir die Köder und entschieden uns für die gleichen Spots, wir waren uns sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Die Nacht brach herein und wir mussten akzeptieren, dass unsere Mückenabwehr nicht half. Wir wurden förmlich zerstochen, trotz Mückenspiralen und Mückenpiepern. Nach einem Bier zogen wir uns in die Zelte zurück und schliefen bis circa 2 Uhr. Plötzlich rannte Maiks Micron an der Baumrute los. Ich sprang mit aus dem Zelt und schob das Boot zu ihm. Er sprang rein und konnte nach einem langen und auch recht heftigem Drill einen schönen 24-Pfünder überlisten. Der Spiegler war nicht besonders lang, allerdings war er kugelrund und hatte ein Schädel wie ein Ochse. Wenige Minuten später als Maik gerade beim beködern seiner Ruten war, rannte sein anderer Knüppel los und er traute wenigen Minuten später bei leichter Morgendämmerung seinen Augen nicht. Ein riesiger Schuppi stand keine 50cm unterhalb des Bootes in einem Krautfeld. Das Inlineblei hatte sich im Kraut komplett verhakt und der Fisch schwamm mit ruhigen Bewegungen rückwärts. Es sah so aus, als wüsste der Fisch genau was er tut, als er plötzlich mit rhythmischem Kopfschütteln einsetzte. Maik war tierisch nervös, denn es wäre defintiv sein PB und das mit weitem Abstand. Der Fisch war so lang wie sein 42 Zoll Kescher und sollte somit die 30 Pfund Marke reichlich überschreiten. Plötzlich zuckte die Rutenspitze hoch…. Das Inlineblei flog in die Luft und Maik wusste, dass er  etwas zu viel Druck ausgeübt hatte. Der Fisch war weg und ein lauter Schrei schalte über den See. „Ssssscccchhhheeiiißeee“. Er kam echt wütend und enttäuscht zugleich zurück und ich versuchte ihn zu trösten. Echt ärgerlich, denn er hätte den Fisch mehr als nur verdient. Ich wollte ihn motivieren die Ruten alle samt neu zu beködern und neu auszulegen, vielleicht würde er ja erneut eine Chance bekommen. Als wir wieder im Bett waren vergingen nur wenige Stunden bis zur Morgendämmerung und nun sollte ich meine Gelegenheit bekommen. Meine mit Rod Hutchinson´s Boilies beköderte Rute rannte los. Ab ins Boot und dem Fisch hinterher hieß es nun. Wie ich später rausfand war es ein Schuppi, allerdings hatte er sich in einer Krautbank förmlich eingegraben und ich hatte kaum eine realistische Chance ihn noch zu bekommen. Ich erhöhte langsam den Druck auf die Rute und beobachtete, wie sie sich bis zum Handteil komplett durchbog. Das Leadcore kam zum Vorschein und ich sah den Fisch. Ein knapper 20er könnte es sein, dachte ich mir und überredete ihn durch einen leichten Zug über den Kescherrand zu einem Landgang. Als er an der Waage hier war, war es raus. Der erste 20er in diesem Jahr war überlistet!


Die Fische wurden im Morgengrauen abgelichtet und liebevoll in ihr Element zurückgesetzt.

 

Die letzte Nacht sollte alles ändern. Genervt von Mücken, Schlamm und den heftigen Temperaturen die inzwischen die 30 Grad überschritten hatten, bereiteten wir uns auf die Nacht vor. Die Topbeisszeit sollte in Kürze beginnen und wir köderten noch fix die Murmeln an. Dazu noch ein PVA-Sack und ab dafür.

 

Nach Einbruch der Dunkelheit, es war inzwischen 1 Uhr Nachts und immer noch viel zu warm, meldete sich Maiks Micron mit einem Dauerton, der immer schneller die Schnur vom Spulenkopf der Daiwa Windcast zog. Maik rannte zu seinem Goalpostaufbau und nahm die Rute hoch. Hui, das ist ein guter, meinte er, und forderte damit das Boot an. Ich schob ihn samt Boot auf den See raus, wünschte ihm viel Erfolg und meinte scherzhaft, er solle nicht ohne Fisch wiederkommen. Der Drill dauerte recht lange und ich fragte mich schon was er da hinten an dem Baum trieb. Ich sah ihn zurückpaddeln nachdem bequem 20 Minuten vergangen waren. Er bewegte sich auf dem Wasser so langsam, dass ich mir sicher war, dass ein Fisch im Netz hing.

 

Als er im Lichtschein meiner Taschenlampe das Boot sicher an Land steuerte, sah ich sein breites Grinsen und vermutete, dass es wirklich ein Größerer sei. Ich schaute in den Kescher und erblickte einen Spiegler mit nicht gerade zierlichen Ausmaßen. Er wurde gewogen und brachte es auf geschmeidige 27 Pfund. Das bedeutete PB für Maik und alles wieder im Lot! Er freute sich wie ein kleines Kind und trank mit mir noch ein Bier. Ich gebe zu, es war mein erstes Bier in meinem Leben vor Sonnenaufgang. 


Ich legte mich noch ein paar Minuten in den Schlafsack bevor auch ich erneut geweckt wurde. Ganz langsam zog ein scheinbar solider Fisch Schnur von der Stratos. Ich sprang ins Boot und war wenige Sekunden später direkt über dem Fisch da die Montage keine 40 Meter weit entfernt in diesem magischem Krautloch lag. Der Schuppi erschien mir sehr groß als ich ihn das erste Mal an der Wasseroberfläche sah. Das Kraut, in dem er saß, bereitete mir keine größeren Probleme und ich konnte ihn sehr schnell keschern. Erst als der beschuppte Freund im Kescher lag, begann er richtig loszulegen. Er spritzte mich komplett nass und zerlegte dabei fast den Kescher. Ich konnte den Fisch nur schwer zurück zum Camp bringen, da ich bei der Fahrt dorthin immer wieder den Kescher sichern musste. Ich legte ihn auf die Matte und schaute gespannt auf die Starbaitswaage von Maik. Sie zeigte nach Abzug des Wiegesacks 22 Pfund an und ich konnte somit noch mal den PB der laufenden Saison verbessern.



 

Ein kleines Abenteuer ging zu Ende und das tolle Fotoshooting mit den beiden Fischen wurde ausführlicher gestaltet als gewohnt. Wir gingen eine Runde mit den Fischen schwimmen und machten gemeinsame Bilder im Wasser.




Wir konnten uns glücklich schätzen nach den 3 Nächten wieder in die heimischen Wohnungen zurückzukehren, denn dort gab es keine Mücken. Mit einem guten Gefühl im Bauch und schönen Fotos in der Tasche traten wir also den Heimweg an.

Nach dem Angeln ist vor dem Angeln und so begann die Planung für eine Woche an unserem schon benannten Paylake.

Ganz liebe Grüße vom Wasser

Maik und Martin

 
 
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